Die wahre Geschichte

Am 12. September 2007 spricht Norbert Perysch in der Stadt Strausberg vor. Am Gespräch nehmen die Fachbereichsleiterin Bürgerdienste und die Mitarbeiterin der Schulen und Kita-Einrichtungen teil. Die Stadt will die Reinigungsausschreibung anpacken. Anfängliche Zurückhaltung auf beiden Seiten löst sich schnell auf. Alle wollen etwas bewegen. Das verbindet.

Norbert Perysch ist Marketingleiter Nord der bebra Gesellschaft für Verwaltungsentwicklung mbH. Er engagiert sich sehr für Reinigungsausschreibungen, in denen die Kommunen richtige Gewinner sind.

Norbert Perysch findet schnell heraus, was seine Gesprächspartner wünschen. Die Reinigungsleistungen in den sechs Schulen, sechs Turnhallen und fünf Kindertagesstätten in der Stadt Strausberg sind zu überarbeiten und neu auszuschreiben. Die Stadt will auch einsparen.

Die Mitarbeiter der Stadtverwaltung haben aber Zweifel, ob das überhaupt geht. Die Fragen sind präzise und klar:

„Wir wollen, dass der Tariflohn gezahlt wird. Wie können wir das sichern?“ „Können wir auch einsparen, wenn der Tariflohn gezahlt wird?“ „Den Reinigungsturnus können wir selbst senken. Da brauchen wir Sie nicht. Klappt das mit der Einsparung bei mindestens gleicher Sauberkeit der Räume?“

Norbert Perysch genoss es, mit Profis zu sprechen. Manchmal fällt es ihm schwer, die richtige Antwort zu finden. Eines wollte er auf gar keinen Fall: etwas versprechen, was er und seine Firma nicht halten können.

Er schlägt vor: Seine Firma bebra hat die Ergebnisse aktueller Reinigungsausschreibungen für Schulen und Kindertagesstatten im Umfeld Berlins. Die neuen Preise der anderen Kommunen will er mit den Ausgaben der Stadt Strausberg vergleichen. Dann ist klar, ob sich der Aufwand für die neue Ausschreibung lohnt.

Norbert Perysch holt von den Projektleitern seiner Firma die Preise der jüngsten Ausschreibungen. Er vergleicht die Objekte, die Flächen und die Reinigungsintervalle. Er berechnet die erzielbaren Preise. Am 11.12.2007 stellt Norbert Perysch das Ergebnis der Stadt Strausberg vor. Es ist fast unglaublich. Durch die EU-weite Ausschreibung sollte die Verwaltung 39 Prozent einsparen können. Auf den Gesichtern der Angestellten der Stadt Strausberg stehen Hoffnung und Ungläubigkeit. Wie sollte so etwas gelingen?

Am 09.01.2008 steht Norbert Perysch erneut vor den Mitarbeiterinnen der Stadtverwaltung Strausberg. Die Fragen hageln auf ihn ein:

„Wie sind Sie zu dieser Einschätzung gekommen? Haben Sie etwa die Reinigungsintervalle einfach reduziert? Wie soll die Qualität der Reinigung bei so niedrigen Kosten gesichert sein? Die Reinigungsmitarbeiter haben doch bereits eine knapp bemessene Zeit! Wie stellen Sie sich das vor? Wie schützen Sie Strausberg vor unseriösen Bietern?“

Sachlich und geduldig antwortet Norbert Perysch auf alle Fragen. Er erklärt, dass es einen harten Preiskampf zwischen den Reinigungsunternehmen gibt. Dennoch sind 95 Prozent absolut zuverlässig. Die restlichen 5 Prozent findet er mit dem bebra-System der Bieterbewertung. Das hat sich schon in 266 kommunalen Ausschreibungen bewährt.

Anschaulich stellt er dar, wie in der Endphase der Bieterauswahl die Qualität höher bewertet wird als der Preis. Noch immer sieht er Zweifel in den Gesichtern. Hoffnungsvoll fügt er hinzu:

„Und wir übernehmen nach der Ausschreibung auch die Qualitätskontrolle der Reinigung. Wir kontrollieren regelmäßig, ob die Reiniger ihre Leistungsversprechen einhalten. Das dokumentieren und fotografieren wir in unserem elektronischen Qualitätssicherungssystem. Und die Stadt und der Reiniger bekommen das Ergebnis zwei Tage nach der Kontrolle schriftlich.“

Am Donnerstag, dem 10.01.2008, entscheidet sich die Stadt Strausberg, die Neuausschreibung anzupacken. Norbert Perysch ist stolz und zugleich angespannt. Jetzt zeigt sich, ob er und seine Firma ihre Versprechen einhalten. Seine Nervosität legt sich etwas. Er denkt daran, dass er ein sehr erfahrenes Team mit gestandenen Fachleuten in seiner bebra hat.

Der schriftliche Auftrag trifft nach sehr kurzer Zeit am 25.01.2008 ein. Dann geht es in seiner Firma Schlag auf Schlag: Projektplan aufstellen, Aufmaße für jeden einzelnen Raum anfertigen, Reinigungsleistungen beschreiben, rechtssichere Ausschreibungsunterlagen erstellen und den Bewerbern zusenden. Das Projekt-Team macht das schnell und präzise. Norbert Perysch ist stolz auf diese Mannschaft. Die EU-weite Ausschreibung dauert scheinbar endlose 52 Tage. Dann geht es wieder zügig weiter: Angebote eröffnen, prüfen, Fehler beseitigen, Referenzen einholen. Spannend ist die Bewertung der Bieter, um den wirtschaftlich günstigsten herauszufinden. Die Qualitätsanforderungen sind sehr hoch. Auch hier arbeitet sein Team fehlerfrei.

Am 16.7 .2008 ist es soweit: die Vergabeempfehlung ist fertig. Norbert Perysch ist gespannt. Er will endlich wissen, ob seine Prognose zur Einsparung stimmt. Dann sieht er die Zahl: 33 Prozent Einsparung. Jubel steigt in ihm auf. Erst auf den zweiten Blick bemerkt er, dass seine Einsparungsprognose um 6 Prozent höher lag. Dennoch ist er sehr froh.

Norbert Perysch hat noch einen Grund zur Freude. Die Stadtverwaltung Strausberg entscheidet sich für die Qualitätskontrolle der neuen Reinigungsunternehmen durch bebra. Er denkt: Jetzt wird alles gut laufen.

Er irrt sich. Die Presse und Parteien äußern sich sehr kritisch zu der Neuausschreibung, nachdem der Dienstleister seine Arbeit aufgenommen hat. Norbert Perysch erhält die Einladung zur Stadtverordnetenversammlung. Er hat schon 12 Mal an Beratungen der Räte und Ausschüsse teilgenommen. Die Erörterungen erfolgten oft kontrovers aber sachlich im Interesse der Stadt oder der Gemeinde

.

Er fährt gern zur Stadtverordnetenversammlung am 04.09.2008. Diesmal ist es ganz anders. Die Fragen sind emotional und widersprüchlich:

„Werden die Einsparungen auf dem Rücken der ohnehin schlecht bezahlten Reinigungsmitarbeiter erreicht? Ist das moralisch vertretbar? Sind die Zeitvorgaben angemessen und überhaupt erreichbar? Haben Herr Perysch und die bebra GmbH bei der Einsparung nur an ihr Honorar gedacht? Wenn so viel eingespart wird, warum haben der Bürgermeister und die Verwaltungsmitarbeiter nicht lange vorher ausgeschrieben?“

Norbert Perysch ist überrascht. Viele Fragen versteht er. Bei anderen geht es gar nicht um die Ausschreibung und die Reinigung. Er ist enttäuscht, dass den Leistungen der Mitarbeiter der Stadtverwaltung so wenig Respekt bezeugt wird. In den nächsten Tagen streiten zwei Seelen in der Brust von Norbert Perysch. Einerseits ist er erschrocken, wie ohne Sach- und Fachkenntnis sehr komplexe Zusammenhänge willkürlich und tendenziell dargestellt werden. Andererseits ist er froh, dass er durch die Qualitätskontrolle den Mitarbeitern der Stadt direkt helfen kann.

Er will die Auseinandersetzung mit sachlichen Argumenten entspannen. Das kann er am Besten, wenn in den Schulen und Kitas trotz der hohen Einsparung sehr gut gereinigt ist. Die sensibilisierte Presse greift in den Folgetagen mehrfach das Thema Reinigung auf. Nach mehreren Artikeln, die den Reinigungszustand, die Reinigungsqualität der Schulen und Kitas bemängeln, erklärt der Bürgermeister die Reinigungsqualität zur Chefsache. Hier war die Qualitätskontrolle einfach Gold wert.

Als ersten Schritt weist Norbert Perysch am 18.09.2008 die Hausmeister ein. Die Hausmeister erhalten die Reinigungs- und Revierpläne. Sie wissen damit genau, was wann gereinigt wird. Damit können sie selbst auch kontrollieren. Ebenso unterstützt Norbert Perysch die neuen Reinigungsfirmen mit direkten Hinweisen zur Beseitigung von Mängeln. Das gilt ebenso für die Organisation der Reinigungsarbeiten. Diese Zeit ist angespannt und hektisch. In seiner Firma helfen ihm die anderen Fachleute. Norbert Perysch ist überzeugt, er wird es gemeinsam mit den Mitarbeitern der Stadtverwaltung und den Dienstleistern schaffen.

Am 06.10.2008 findet der erste Bürgermeisterrapport statt. Norbert Perysch stellt fest, dass der Reinigungszustand zu dem Zeitpunkt noch nicht befriedigend ist. Die Grundreinigung in den Schulen sollte vorgezogen werden, da alte Ablagerungen vom vorherigen Dienstleister noch deutlich sichtbar sind. Wieder hat er intensiv mit den Verwaltungsmitarbeitern und den Dienstleistern gearbeitet, um die Qualität zu verbessern. Endlich – bei der 2. Kontrolle hat sich die Qualität deutlich verbessert. Norbert Perysch fielen mehrere Steine vom Herzen. Die politischen Aufgeregtheiten verschwinden. Die 3. und 4. Kontrolle bestätigen den Trend.

Am 2. Juli 2010 liegt die Reinigungsqualität der Schulen bei 85- 90% und die der Kitas bei etwa 85%. Das ist ein guter Reinigungsstand. Norbert Perysch ist froh. Dieser Trend bestätigt sich bei den folgenden Kontrollen trotz Schwankungen. Im Oktober 2011 erhält Norbert Perysch die Nachricht von der Stadt Strausberg, dass sie mit ihm und der bebra ein neues Projekt angehen möchte. Übrigens: die Stadt Strausberg und bebra arbeiten auch im Jahr 2019 weiter eng zusammen.

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